Interview mit 18HOCH2: Wirklich nachhaltige Notizbücher

Autor: Nicolas Perez-Diehl Veröffentlicht: 19.10.2021

Wir haben mit Sofia von der norddeutschen Notizbuch-Manufaktur 18HOCH2 gesprochen.

Ihr Ziel: Ein absolut nachhaltiges Notizbuch auf den Markt bringen.

Dafür sollen nachhaltige Materialien zum Einsatz kommen, die unter fairen Arbeitsbedingungen hergestellt wurden.

Im Interview sprechen wir über die Unternehmensgeschichte, aktuelle Herausforderungen und die neue StartNext-Kampagne.

Sofia, wie seid ihr auf die Idee der nachhaltigen Notizbücher gekommen?

Ursprünglich haben wir Notizbücher von Hand gebunden und illustriert. Nachhaltigkeit war damals wichtig, aber eher zweitrangig.

Erst als wir auf einer Reise durch Sri Lanka zufällig auf Elefantendungpapier gestoßen sind, kam die Idee der nachhaltigen Notizbücher. Und um es vorweg zu nehmen: Nein, das Papier riecht nicht ;-).

Wir hatten uns ein paar Bögen eingepackt und die ersten Bücher damit bezogen. Die Bücher haben in Deutschland ziemlich schnell Abnehmer gefunden, also haben wir uns nach weiteren Alternativen umgesehen und haben Bananenpapier, Zuckerrohrpapier und Ananaspapier ins Sortiment aufgenommen.

Das Besondere an den Papieren war, dass oft nur Teile einer Pflanze verwendet wurden und diese schnell nachwuchs.

Mit der Zeit haben wir uns jedoch tiefer mit dem Thema „Nachhaltigkeit“ auseinandergesetzt und uns selbst gefragt, was „Nachhaltigkeit“ überhaupt bedeutet.

Daraufhin haben wir einen Nachhaltigkeitskatalog entwickelt und festgestellt, dass wir die aktuellen Notizbücher noch nachhaltiger gestalten können.

Der Einsatz von nachhaltigen Materialien ist uns nämlich ebenso wichtig wie eine faire und regionale Produktion dieser. Bei den Notizbüchern war die Herkunft und Zusammensetzung des Papiers nicht wirklich ersichtlich, daher lassen wir zur Zeit die aktuellen Bücher auslaufen und setzen in Zukunft auf regionale Papierhersteller.

Unterstützt werden wir bei unserem Vorhaben von einer ausgezeichneten Umweltdruckerei und dem Papiergroßhändler Römerturm.

18hoch2 nachhaltige notizbücher

Für die Buch-Cover greift ihr zur Zeit noch auf Materialien wie z.B. Bananenpapier und Zuckerrohrpapier zurück. Erzähl uns etwas über diese Rohstoffe!

Das tolle an beispielsweise Bananenpapier ist, dass nur der obere Teil der Bananenstaude verwendet wird. Der untere Teil bleibt bestehen und es wachsen im nächsten Jahre wieder neue Bananen.

Das ist natürlich nachhaltiger, als Frischfaserpapier, für das ganze Bäume gefällt werden.

Der einzige Haken: Bananen wachsen nicht in Deutschland. Demnach legt das Papier also lange Transportwege zurück, was wiederum nicht nachhaltig ist.

Zudem sind die Arbeitsbedingungen schwer nachvollziehbar und es gab für uns auch keinen direkten Ansprechpartner vor Ort.

Uns war aber wichtig, dass nicht nur die Notizbücher, sondern auch die Materialien nachhaltig und fair hergestellt werden. Aus diesem Grund lassen wir diese Bücher nun auslaufen und setzen auf regionale Partner.

Notizbuch aus Bananenpapier von 18HOCH2

Auf der Crowdfunding-Plattform StartNext startet ihr bald eine Kampagne. Was hat es damit genau auf sich?

StartNext bietet Gründer*innen die Möglichkeit, ihr Netzwerk zu erweitern und mit der Unterstützung vieler Menschen ein Projekt zu realisieren.

Die Gründer*innen legen hierfür ein zu erreichendes Startlevel, eine Laufzeit für die Finanzierungsphase und Dankeschöns für die Unterstützer*innen fest.

Die Unterstützer*innen können nun durch freie Beträge oder durch Bestellen der Dankeschöns das Projekt bezuschussen. Wird das Ziel erreicht, wird die Summe ausgezahlt und das Projekt umgesetzt.

Wir möchten auf diesem Weg gerne die neuen nachhaltigen Notizbücher finanzieren, im Markt etablieren und im Allgemeinen bekannter werden.

Bislang sind wir für viele eher nur der Geheimtipp und das würden wir gerne ändern. Uns ist es wichtig, dass unser nachhaltiges Notizbuch auch im Massenmarkt zugänglich ist.

Hier geht es zur StartNext-Kampagne von 18HOCH2.

Was macht die Notizbücher von 18HOCH2 nachhaltig?

Ich glaube was uns besonders von anderen Notizbuchherstellern unterscheidet ist, dass wir genau hinschauen und hinterfragen.

Ein Beispiel: Der Großteil der auf dem Markt erhältlichen Notizbücher wird in Südostasien produziert und dann nach Europa verschifft. Das ist vielen gar nicht klar.

Ein anderes Beispiel, was ich eben kurz anklingen lassen habe: Woher kommen die Materialien, wie werden sie transportiert und wer fertigt sie?

All diese Fragen führten uns zu der Entscheidung unseren eigenen Nachhaltigkeitskatalog zu entwickeln.

Einerseits ist das unsere Leitlinie für Entscheidungen und andererseits wollten wir unsere Kunden am Prozess teilhaben lassen. Denn eben nicht jeder Hersteller setzt sich mit den Details so genau auseinander.

Nachhaltigkeit bedeutet deshalb für uns nicht nur die umweltfreundliche Fertigung, sondern eben auch der Transport sowie die sozialen und ökonomischen Aspekte mit zu berücksichtigen.

Der Katalog half uns dann auch unser neues Notizbuch zu entwickeln. Das Coverpapier besteht beispielsweise aus recycelten Coffee-to-go Bechern.

Wenn man bedenkt, dass jedes Jahr 55.000 Tonnen Abfall aus To-Go Bechern anfällt, ist das eine tolle Sache, die Becher so wiederzuverwenden.

Unser Buchblock besteht zu 100% aus Recyclingpapier, das unter anderem mit dem Blauen Engel ausgezeichnet wurde. Das ist insofern wichtig als das es auch Qualitätsunterschiede beim Recyclingpapier gibt.

Der „Blaue Engel“ wird nur an Recyclingpapiere vergeben bei deren Herstellung nicht neue Papierfasern beigemischt werden. Wir wollen damit eher verhindern, dass neue Bäume für unsere Notizbücher geschlagen werden müssen. Stattdessen bedienen wir uns quasi am Recyclingkreislauf.

Selbst bei der Banderole haben wir überlegt, wie wir zusätzlichen Müll vermeiden können. Deshalb ist die Banderole nachhaltig und verursacht keinen Müll:

Sie besteht aus Saatpapier, das man in die Erde pflanzen und regelmäßig gießen kann. Mit etwas Glück wachsen daraus mit der Zeit Wildblumen.

Alle Bücher werden in Zukunft zu 100% klimaneutral in Deutschland produziert. Dazu kooperieren wir mit der Tropenwaldstiftung Oro Verde, die Regenwaldbäume pflanzt, Tropenwälder aufforstet und vor allem Vor-Ort-Projekte unterstützt, indem sie die Bevölkerung in die Projekte miteinbezieht.

Pro verkauftem Buch werden wir einen Teil spenden.

Derzeit bietet ihr die Notizbücher ausschließlich in der Größe DIN-A5 an. Werdet ihr die Auswahlmöglichkeiten in Zukunft noch erweitern?

Wir hatten früher DIN A4 und DIN A6 im Sortiment, aber die Nachfrage hielt sich in Grenzen. Der Aufwand war im Verhältnis zu groß drei Größen gleichzeitig zu bedienen, deshalb haben wir uns erst einmal auf DIN A5 fokussiert.

Aber wie heißt es so schön: Sag niemals nie. Vielleicht werden wir in Zukunft auch wieder andere Größen anbieten.

Wo kann man eure Notizbücher kaufen?

In unserem Online-Shop.

Sehr gerne kann man sich aber auch unter https://www.startnext.com/18hoch2 eines der neuen nachhaltigen Notizbücher vorbestellen 🙂